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Rezensionen

Rezension: „Mini-Cocottes“

Mini-Cocottes

Ich habe mir vor einiger Zeit zwei dieser hübschen Mini-Cocottes gekauft. Wollte ich schon lange haben, hauptsächlich, weil sie so schön aussehen. Dann hatte ich sie also in meiner Küche stehen und wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Das Internet verriet mir, dass es einige Kochbücher speziell für Cocottes gibt. Dass der Hersteller der Cocottes, Le Creuset*, selbst ein Kochbuchbuch herausgibt, finde ich ungewöhnlich, es machte mich aber neugierig. Daher dachte ich mir, dass ich mir das mal anschaue und euch darüber berichte:

Erster Eindruck 

Das Buch ist in dem französischen Verlag  „Les editions culinaires“ erschienen. Das Format (quadratisch) find ich ungewöhnlich und sehr ansprechend. Die Qualität des knapp 100-seitigen Buchs ist leider nicht ganz so brillant: Das Buch ist zwar stabil, aber irgendwie ist es nicht so gut gebunden, bei meiner Ausgabe brechen die Seiten teilweise aus der Bindung. Auch haben einige Fotos auf die gegenüberliegende (weiße) Rezepte-Seite abgefärbt. Aber vielleicht ist meine Ausgabe einfach eine Montagsproduktion…

Layout & Gestaltung

Das Layout finde ich großartig! Das fängt schon bei dem passenden Format an (das Runde muss in das Eckige 😉 ) und geht auf der ersten Seite, dem Inhaltsverzeichnis, weiter: Die Grafiker haben sich getraut, das Inhaltsverzeichnis auf schwarzem Hintergrund zu gestalten (findet man selten, finde ich gut). Eingeteilt ist das Inhaltsverzeichnis in herzhafte und süße Cocotte, in einer schönen Schriftart und -farbe geschrieben. Außerdem hat das Grafik-Team (Anne Chaponnay, Soro Rey und Frantz Rey) DAS Gestaltungsmerkmal schlechthin verwendet, nämlich einen runden Kreis (angelehnt an die Cocotte, nehme ich an), der sich durch das gesamte Kochbuch zieht.

Nicht so schön finde ich, dass nach dem Inhaltsverzeichnis eine ausführliche Info über die Potterie von Le Creuset folgt, und auf einer weiteren Doppelseite die anderen Produkte der Firma vorgestellt werden. Das ist Werbung. Das gehört nicht in ein Kochbuch, finde ich (außer es ist eine Gratisbeilage zum Produkt). Außerdem durchbrechen diese zwei Doppelseiten den schönen Gestaltungsstil…

Die Gestaltung der Rezepte gefällt mir sehr gut: Rechts ein ganzseitiges Foto und links die Auflistung der Zutaten und die Zubereitungsanleitung. Schön konsequent, das macht das Buch ruhig und man kann sich leicht orientierten und inspirieren lassen.

Die Schriftfarbe des Rezepts orientiert sich immer an der Farbe der Cocotte, die rechts neben dem Rezept abgebildet ist:  grüne Cocotte, ergo grüne Farbe für Grafik und Schrift. Harmonisch. Durchdacht. Mag ich.

Und: Durch die Rezepte zieht sich, wie gesagt, immer ein kleiner Kreis. Sei es für die Angabe der Portionsgröße, der Zubereitungs- oder Garzeit oder für kleine Tipps. Nett gedacht.

Fotos & Foodstyling

Bei den Fotos erblasse ich (leider) vor Neid. Sie treffen genau meinen Geschmack.

Die Foodstylistin Lissa Streeter hat die Gerichte ganz fantastisch in Szene gesetzt: Der „Vier-Käse-Makkaroni-Gratin“ wird in einer orangenen Cocotte serviert und steht auf einem Brettchen mit orange-roten Punkten. Das „Würzige Pilaw mit Zucchini“ in einer – zum Zucchinigrün passenden – grünen Cocotte auf einem grünen Untergrund. Und so weiter.

Ich mag die kleinen Details, wie übereinanderliegende Löffel oder den Thymianzweig auf der Mini-Zwiebel-Suppe – jede Zutat scheint hier ihren Platz zu haben. Ansonsten ist das Foodstyling ohne viel Schnickschnack: Keine herumliegenden Kräuter oder Pfefferkörner, alle Gerichte wirken sehr „sauber“. So ein schönes, gedankenvolles, aber dennoch nicht überladenen Foodstyling habe ich selten gesehen.

Tja. Was soll ich zu den Fotos sagen? So würde ich auch gerne fotografieren können. Loïc Nicoloso arbeitet sehr schön mit der Schärfentiefe und fotografiert fast alle Gerichte als Nahaufnahme, so dass die Cocotte den größten Teil des Fotos einnimmt. Die Bilder sind alle perfekt belichtet, gestochen scharf und farblich brillant. Neid!!

Rezepte & Texte

Als ich mir beim ersten Durchblättern die Rezepte anschaute, war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Die meisten Gerichte kocht man in einem Topf auf dem Herd, füllt sie in die Cocottes um und stellt sie dann in den Ofen. Damit kommt den Cocottes eher eine Deko-Funktion zu, als dass ich sie als Kochutensil bezeichnen würde. Viele Gedanken, wie man mit einer Cocotte kocht, habe ich mir vorher nicht gemacht, aber ich dachte, da passiert mehr in der Cocotte selbst. So als kleines One-Pot-Gericht…

Außerdem war meine Erwartung an die Rezepte nicht sonderlich hoch. Immerhin ist es ein Kochbuch, das eine Firma herausgeben hat, vornehmlich um ein Produkt zu bewerben und nicht, um den Lesern bestimmte Gerichte vorzustellen. Gerichte mit dem „Ahhh- Mhmmm-Effekt“ habe ich nicht erwartet.

Von den 25 herzhaften und 15 süßen Rezepten habe ich Folgende nachgekocht:

Wie mir die Rezepte gefallen haben, könnt ihr in den Beiträgen nachlesen. Vorab nur soviel: Umgehauen haben mich die Rezepte durch Kreativität oder außergewöhnlichem Geschmack wie erwartet nicht. Geschmeckt hat’s aber trotzdem.

Zu den Texten lässt sich nicht viel sagen, gibt nämlich nicht viele – abgesehen von der Zubereitungsanleitung. Die liest sich OK, normal halt. Die kleinen Tipps, die in den Kreisen bei den Rezepten stehen, sind ganz nett.

So gar nicht ansprechend finde ich den Werbetext über Le Creuset als Einleitung in das Buch – viel zu werbend. Auch die Infos zu Beständigkeit, Handhabung und Oberfläche möchte ich nicht in einem Kochbuch lesen. Das hab ich ja schon auf den Beipackzetteln zur Cocotte gelesen.

Ich hätte mich hier über mehr Infos zur Cocotte gefreut. Der Anfang liest sich ja ganz gut. „Eines der ersten Kochgeräte, die in dieser Gießerei produziert wurden, hieß „Cocotte“. Es ist ein gusseisern französischer Topf und sowohl sein Form als auch sein Name waren Grundstein für das umfangreiche Sortiment von heute. Unser Poterie Mini-Cocotte ist ein Tribut an die Le Creuset-Gusseisengeschichte“. Eh ja… und weiter? Was kochen die Franzosen darin klassischerweise – vor allem in den Mini-Cocottes? Ist das typisch französisch oder kochen auch andere Nationen in so kleinen Töpfen? Schmeckt ein Gericht anders, als wenn es in einer großen Cocotte zubereitet wird? Gibt es Zutaten, die besonders geeignet sind? Wer hat sich die Rezepte ausgedacht und warum ist das eine und nicht das andere Rezept in diesem Kochbuch gelandet? Das würde mich interessieren…

Mein Fazit

Das Foodstyling und die Fotos gefallen mir ausgesprochen gut, ebenso wie die Gestaltung des Kochbuchs. Punktabzug gibt es für die Qualität der Bindung und den Druck, da habe ich bereits hochwertigere Bücher in der Hand gehabt.

Die Rezeptauswahl ist interessant, auch kreativ, aber ich hätte mir mehr Rezepte gewünscht, die man in der Cocotte selbst zubereitet. Die Rezepte, die wir ausprobiert haben, haben uns gut geschmeckt.

Also ja, ich kann das Buch empfehlen, zumal es mit knapp 13 Euro vergleichsweise günstig ist.

Eure Julia

*Ich habe für die Rezension kein Geld erhalten, die Agentur, die Le Creuset betreut hat mir lediglich (auf meine Bitte hin) ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich gebe hier meine persönliche, unbeeinflusste Meinung wieder.

6 Kommentare

  • silvia
    15. April 2015 um 22:11

    Guten Abend Julia, auch ich würde mir demnächst die mini cocottes kaufen und wollte fragen ob Sie in der Zwischenzeit „ratsamere“ Kochbücher diesbezüglich gefunden haben? Dachte eigentlich auch eher an einen „kochstil“ mit bzw gerade durch diese mini-kochtöpfe; nicht nur zu dekozwecken oder warmhalten im backror. Vielen dank für die Rückmeldung, schöne Grüße,Silvia

    Antworten
    • Julia
      17. April 2015 um 11:17

      Liebe Silvia,
      nein, ich habe bisher kein Kochbuch gefunden, das genau das macht. Bei mir stehen die Cocotte in der Küche und sehen hübsch aus. 😉 Zum Einsatz kommen sie eher selten. Und wenn, dann koche ich auch eher vor und sie sind nur fürs Auge. Aber danke für die Erinnerung! Es gibt in dem Büchlein noch das ein oder andere Rezept, das ich mal probieren wollte. Und eigentlich könnte ich ja auch mal selbst experimentieren… Ich schau mal, ob ich ein Rezept für uns finde. 🙂
      Viele Grüße
      Julia

      p.s. Falls du ein passendes Kochbuch findest, würde ich mich auch über eine Rückmeldung freuen!

      Antworten
  • Claudia
    14. April 2016 um 07:48

    Hier in Frankreich verwendet man die mini cocotte eher dekorativ, lediglich portionierte Gratin Dauphinoise werden direkt darin zubereitet. Jede Französin die jedoch eine cocotte Zuhause hat verwendet sie für ihre Schmorgerichte wie zum Beispiel das berühmte Boeuf Bourguignon. Ich denke das Kochbuch dient wirklich nur dem besseren Verkauf, von einem wirklich guten Kochbuch ist es noch meilenweit entfernt
    LG aus Lyon
    Claudia

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    • Julia
      21. April 2016 um 14:01

      Liebe Claudia,
      Besuch aus Frankreich, wie schön! Ich denke auch, dass die Mini Cocotte eher schön aussehen als nützlich sind. Bei mir stehen sie seitdem ich die Gerichte aus dem Buch ausprobiert habe, auch eher im Regal und sehen schön aus. Eine echte, große Cocotte habe ich leider nicht, aber das Boeuf Bourguignon schmeckt auch aus dem Ikea-Topf 😉
      Liebe Grüße aus Köln
      Julia

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      • Marc
        24. Mai 2017 um 18:29

        Die cocottes sind als kleine Portionen (Minis) gedacht – sie werden normalerweise außerhalb der cocottes zubereitet und sind Wahlgänge… Vorteil wenn du für mehrere Personen kochst und wenn sie auch noch eventuell andere Beilagen möchten… Normalerweise bekommen Personen ein Gedeck, welches so lange behalten wird, wie du cocottes servierst.. Spannend auch als Überraschung und gut für den Koch, der nicht alla Minute zubereiten muss… Direkt in den cocottes aber Ideal sind Soufflés oder Fondant Au chocolate… Cocottes haben den Vorteil, dass sie sehr heiß serviert werden können und wie in einem Schmortopf sehr aromatische Verbindungen entstehen

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        • Julia
          12. Juni 2017 um 13:16

          Danke Marc für deine Erklärung!

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