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Rezensionen

„Mords-Hunger“ von Frank Schätzing

„Mords-Hunger“ von Frank Schätzing

Weiter geht’s bei der Aktion „Jeden Tag ein Buch“. Heute gibt’s einen Gastbeitrag von Herrn Löffelgenuss. Er stellt euch „Mordshunger“ von Frank Schätzing vor:

Frank Schätzings Lieblingsrezept ist – laut eigener Angabe im Anhang dieses Romans – Maccaroni mit Parmaschinken und Salbei. Wenn ich das mal mit den Eintragungen meiner Grundschulfreunde in den damals sehr angesagten „Meine-Freunde-Bücher“, einer Weiterentwicklung der klassischen Poesiealben, vergleiche, stehen unter Lieblingsrezepte ähnlich spektakuläre Gerichte: Pizza, Brathähnchen, Spaghetti Bolognese von Knorr etc. Ist so ein Mann also im Zuge einer Food-Blog-Aktion, die Gaumenfreuden erlebbar machen soll, überhaupt zitierfähig? Die Frage ist natürlich rein rhetorischer Natur, denn erstens wissen wir mittlerweile, dass nicht selten in der Einfachheit das Besondere liegt und zweitens kann so auch keinerlei handwerkliche oder zutatliche Schwäche mit großem Zinnober kaschiert werden.
Jetzt mögen Berufsgrantler noch nachlegen: Hier geht’s doch um die Aktion eines Food-Blogs, was hat da bitte ein Krimi zu suchen? Ich erkläre geduldig und komme nun endlich zu Buch und Autor:

Frank Schätzing ist mittlerweile einer breiteren Schicht von Lesern bekannt, nachdem es einige seiner pop-literarischen Werke (Der Schwarm, Limit, Tod und Teufel) in die einschlägigen Bestseller-Listen geschafft haben. Man mag dem Narzismus nahestehenden Autor kritisch gegenüberstehen, aber diese Tatsache begründet wohl auch seine Liebe zum Savoir-Vivre-Detail, das seine Protagonisten in vielen seiner Romane pflegen.

So auch in seinem Erstlingswerk „Mords-Hunger“, einem Köln-Krimi, der 1996 veröffentlicht, aber schon vor Tod und Teufel (1995) geschrieben wurde. Hauptcharakter ist ein gewisser Kommissar Romanus Cüpper, der den Mord an der reichen und dem hedonistischen Lebensstil fröhnenden Unternehmergattin Inka von Barneck aufklären soll. Was ihn aber mindestens genauso beschäftigt, ist, dass ihn soeben seine Freundin verlassen hat und – das wiegt vermutlich am schwersten – neben der Wohnungseinrichtung seine geliebte Küche mitgenommen hat.

Damit wären wir beim Thema: Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter über Plot, literarische Größe des Werks etc. philosophieren (beides hält sich nach Auffassung des Rezensenten in überschaubaren Grenzen), sondern vielmehr darüber, was dieses Buch dennoch lesenswert und unterhaltsam macht, auch wenn man dem kölschen Lokalkolorit nichts abgewinnen kann.

Das ist nämlich Kommissar Cüppers Affinität zu lukullischen Genüssen. Es macht einfach Spaß zu lesen, wie der Kommissar über die richtige Zubereitung eines Espressos fachsimpelt oder seinem Kollegen, der ein im kulinarischen Sinne hoffnungsloser Banause ist, die Freude, ja die Notwendigkeit, an gutem Essen nahezubringen versucht. Das Kommissars-Gehalt scheint auch zu einem Großteil für das Speisen in nicht immer günstigen Kölner Restaurants draufzugehen.

Prioritäten wollen eben gesetzt werden und ganz ehrlich: ich kanns nachvollziehen.
Stichwort Kölner Restaurants: Eine liebenswerter Zusatz ist sicherlich der Anhang, der als eine weitere Qualifikation des Buches für diese Aktion dient. Hier finden sich neben dem eingangs erwähnten Maccaroni weitere 14 Gerichte, die von Köchen aus 14 Kölner Restaurants vorgestellt werden. Die Mischung macht hier die Musik: Es finden sich grundehrliche Gerichte wie „Rheinischer Sauerbraten“ aus dem über jeden Trend erhabenen Brauhaus „Päffgen“, „Seeteufel mit Oliven-Rotwein-Sauce“ , das der seit Jahren etablierte Maître Vincent Moisonnier des Michelin-Stern gekrönten „Le Moissonnier“ kredenzt oder kölsch-haute-cuisine Kreationen wie „Jakobsmuscheln mit decke Bunne“ (Dicke Bohnen).

Fazit: Die perfekte Urlaubslektüre. Unterhaltsam, intellektuell nicht überfordernd aber auch kein Grund zum fremdschämen und am Abend kann man der Liebsten eines der abwechslungsreichen, sehr leckeren Rezepte zubereiten.

Guten (Mords-)Hunger!
Felix

1 Kommentar

  • Schmausepost vom 12. Juli 2013 - Newsletter | Schmausepost
    12. Juli 2013 um 18:01

    […] Mords-Hunger von Frank Schät­zing bei Löf­fel­ge­nuss […]

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