Im vorherigen Beitrag habe ich euch ja über unsere Elternzeit in Südafrika berichtet. Ein sehr persönlicher Beitrag, in dem es ausnahmsweise mal nicht ums Essen ging. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht die Chance genutzt hätte, während unsers Aufenthalts die südafrikanische Küche kennenzulernen 😉 . Genauer gesagt die kap-malaiische Küche.
Kochkurs bei Lekka Kombuis
Nach einer kleinen Recherche habe ich mich für einen Kochkurs bei „Lekka Kombuis“ entschieden. Gamidah bietet in ihrem Haus in Bo-Kaap (einem wundervollen Viertel in Kapstadt) einen Koch-Workshop an, in dem sie einen Einblick in die kap-malaiische Küche gibt. Es ist ein privater Kochkurs, man vereinbart einfach per Email einen Termin mit ihr und kocht dann gemeinsam mit ihr in ihrer Küche, ohne weitere Teilnehmer. Die Rezepte, die man nachkocht, sind Familienrezepte und typisch für die kap-malaiische Küche.
Ich muss zugeben, dass ich etwas nervös war. Wir waren vor ein paar Tagen gerade mal in Südafrika gelandet und schon ging es erste Mal nach Kapstadt. In eine fremde Wohnung. Um zu kochen. Mit Theo! Unsere Hoffnung war, dass Theo das verschläft. Im Zweifel wollte mein Mann eine Runde mit ihm um den Block drehen.
Aber manchmal kommt ja alles anders: Als Gamidahs Tochter von der Schule nach Hause kam und Theo sah, nahm sie ihn direkt in Beschlag. Theos erster Babysitter. 12 Jahre alt, englischsprachig. Win-win würde ich sagen. Theo hatte offensichtlich Spaß, der Babysitter auch und wir konnten uns ganz den Rezepten und Geschichten dazu widmen.
Kap-malaiische Rezepte
Folgende Rezepte hatte Gamidah für uns rausgesucht: Roti (ein dünnes, ungesäuertes Fladenbrot), ein Hähnchen-Curry, Chili Bites (frittierte Bällchen aus Kichererbsenmehl) und Samosas (gefüllte Teigtaschen). Mein erster Eindruck: erinnert mich an die indische Küche. Da lag ich gar nicht so falsch. Gamidah erzählte, dass die ersten Sklaven, die die holländischen Kolonialherren ans Kap brachten, aus Indien, Indonesien, Malaysia und anderen südostasiatischen Ländern kamen. Natürlich brachten sie auch ihre Rezepte mit. Das war in den 1650er Jahren, also ziemlich lange her. Im Laufe der Jahre haben sich die Rezepte gewandelt: Zutaten sind hinzugekommen oder wurden weggelassen, andere Methoden der Zubereitung wurden ausprobiert etc. Geprägt ist die Küche vor allem von muslimischen Einflüssen.
Meine Neugier war geweckt: Ich wollte mehr über die kap-malaiische Küche wissen und kaufte mir im Anschluss an den Kochkurs in einem Laden um die Ecke kurzerhand ein Kochbuch („Bo-Kaap Kitchen“) und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Hörte sich nach einer wahnsinnig leckeren Küche an, die viele unterschiedliche Einflüsse in sich vereint (dazu später mehr).
Unsere selbstgemachten Samosas waren (natürlich 😉 ) die leckersten, die wir in Südafrika probiert haben (und wir haben gefühlt ständig Samosas gegessen…). Die Chili Bites fand ich auch richtig toll. Das Hähnchen-Curry schmeckte nicht sehr anders als die Currys, die ich bisher schon gegessen habe, aber lecker war es dennoch. Gegessen haben wir mit den Händen bzw. mit dem Roti: Das Brot tunkt man ins Curry und „greift“ damit auch die Hähnchenteile und die Kartoffeln.
Führung durch Bo-Kaap
Der Kochkurs dauerte rund zwei Stunden, im Anschluss hatten wir noch eine Führung mit Gamidah durch Bo-Kaap gebucht. Absolut empfehlenswert! Es zogen so viele große Touristengruppen an uns vorbei… Ich habe es sehr genossen, in so einer kleinen Gruppe einen guten, sehr persönlichen Eindruck von der kap-malaiischen Küche und von Bo-Kaap zu bekommen.
Das Highlight der Führung war übrigens der Besuch bei Atlas Trading, DEM Gewürzhändler für die kap-malaiische Küche. Gamidah erklärte uns, woher all die Gewürze kamen und für welche Gerichte man sie benutzt. Netterweise bot Gamidah ein selbstgemischtes Masala an, das sie für ihre Gerichte verwendet. Super Idee, so musste ich nicht von jedem Gewürz große Mengen kaufen, um die Rezepte zu Hause nachzukochen.
Der Zufall wollte, dass ich noch ein weiteres Mal der kap-malaiischen Küche begegne, und zwar an unserem letzten Tag in Südafrika. Aber davon ein andermal mehr, zusammen mit einem Rezept für eines der bekanntesten kap-malaiischen Rezepte (einem Boobotie) und mehr Informationen über diese faszinierende Küche.
Liebe Grüße
Julia
English Version
In the previous article I wrote about the family time we spent with our baby in South Africa. A very personal article, which was not about recipes and food I usually write about. But since I’m a foodie and being in South Africa of course I needed to get to know the South African cuisine ;-). So I browsed the internet a little and quickly stumbled upon the cooking class at “Lekka Kombuis“.
In her house in Bo-Kaap Gamidah offers cooking classes in which she gives an insight into the Cape Malay cuisine. It is a private cooking class: you send her an email asking for a date and then you meet her in her kitchen and cook 🙂 The recipes she chooses are family recipes and typically Cape Malay.
Cape Malay Recipes
Gamidah chose the following recipes for us: roti (a flat unleavened bread), chicken curry, chili bites (similar to falafel) and samosas (stuffed pastry). My first idea was that the food reminded me of the Indian cuisine (which I like very much). I wasn’t too wrong: Gamidah told us that the first slaves who were brought to the Cape by the Dutch Colonialists came from South Asia (India, Indonesia, Malaysia etc.). And they took their recipes with them. In the following years the recipes changed: new ingredients were used or traditional ingredients disappeared, new cooking techniques were tried out etc. Through all those changes their cuisine was always dominated by the Islam.
Quickly my curiosity about the Cape Malay cuisine grew and I wanted to know more about it. So after the workshop I bought a book about Bo-Kaap Kitchen and couldn’t stop reading. It seems a very creative delicious cuisine with many interesting influences…
Our self-made samosas were the most delicious we had during our whole holiday in South Africa (of course 😉 and I liked the chili bites as well. The chicken curry was also good but I had cooked something similar before. We ate with our fingers using the roti to “grab“ the chicken and the potatoes of the chicken curry.
Guided Tour through Bo-Kaap
The cooking class lasted two hours. Afterwards we had also booked a guided tour through Bo-Kaap with Gamidah, which I absolutely recommend! There were so many large groups of tourists… I enjoyed it very much to get such a personal insight into the Cape Malay cuisine and Bo-Kaap history.
For me the highlight of the tour was the visit at Atlas Trading. THE spice trader for Cape Malay cooking. Gamidah explained all the spices, where they came from and what they are used for. It was a good idea of hers to blend her own masala and sell it to her cooking class students. So I didn’t have to buy the large packets of spices and will be able to cook her recipes back home nevertheless.
5 Kommentare
Fabian
8. Mai 2017 um 14:58Cooler Reisebericht. Super Möglichkeit die Kultur kennen zu lernen. Ein Kumpel von mir war auch in Kapstadt vor ein paar Wochen und ich denke ich muss da in meiem Leben nochmal hin.
Gruß Fabian 🙂
P.S.: du hast einen kleinen Tippfehler im letzten Absatz: begegne
Fabian
8. Mai 2017 um 15:00Hoppala war doch richtig. Sorry!
Julia
10. Mai 2017 um 16:07Danke! 🙂
Absolut eine Reise wert!!
Sarah
16. April 2018 um 22:25Liebe Julia,
Wo sind die Rezepte? Die gefüllten Teigtaschen sehen so lecker aus, die will ich unbedingt nachkochen!
Grüße aus dem Norden
Julia
23. April 2018 um 21:02Liebe Sarah,
da triffst du einen wunden Punkt: Ich habe sie noch nicht veröffentlicht. Aber ich verspreche, dass ich sie auf jeden Fall noch veröffentlichen werde!
Liebe Grüße
Julia