Premiere auf Löffelgenuss! Ich stelle euch heute ein Buch vor, das kein Kochbuch ist. Aber ich muss euch einfach von diesem Buch erzählen! Es geht um den Roman „Chuzpe“ von Lily Brett. Und in dem dreht sich alles um Fleischklopse: Edek, der 87-jährige Vater von Ruth, der Protagonistin des Romans, will mit seiner neuen polnischen Liebe Zofia in New York City ein Restaurant für Fleischklopse eröffnen.
Aber halt, bevor ich starte, muss ich euch von meiner Begegnung mit der Autorin Lily Brett erzählen. Eine etwas längere Geschichte…
Meine Begegnung mit Lily Brett
Vergangenes Jahr hatte ich das Glück, im Rahmen der Lit.Cologne zur Lesung von Lily Brett eingeladen zu sein. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von der Autorin zwar schon gehört, aber noch keines ihrer Bücher gelesen hatte. Was für ein Fehler! Kurz vor der Lesung hatten wir uns daher ihr neuestes Buch besorgt: „Immer noch New York“. (Passte auch deswegen gut, weil New York für uns eine ganz großartige Stadt ist. Warum wir das meinen, könnt ihr hier und da nachlesen.)
Ich Schussel hatte vergessen, das Buch für ein Autogramm zur Lesung mitzunehmen und so habe ich im Foyer des Veranstaltungsraums spontan eine Paperback-Version von „Chuzpe“ gekauft. Während ich mit einer Freundin etwa 30 Minuten in der Schlage wartete, überlegte ich mir, ob ich Lily Brett fragen könnte, was ihr Lieblingsrezept sei. Gesagt, getan. Sie blickte überrascht von „Chuzpe“ auf und meinte nach einer kurzen Pause „Meatballs“. Ich war ein bisschen konsterniert. Fleischbällchen?!? Erst zu Hause, nach der Lektüre von „Chuzpe“ habe ich festgestellt, dass das einfach nur eine logische Antwort war. Denn in „Chuzpe“ geht es genau darum: Fleischklopse. Ich hätte sie gerne noch viel mehr gefragt, vor allem, weil sie auch in „Immer noch New York“ so viel übers Kochen und Essen schreibt. Und weil sie auf eine Zuschauerfrage am Ende der Lesung antwortete, dass sie bei Schreibblockaden gerne in die Küche gehe und was koche.
Zuhause reifte in mir dann die Idee, Lily Brett hier in meinem Blog vorzustellen – am liebsten natürlich mit einem persönlichen Interview und einem „Geheimrezept“. Voller Euphorie schrieb ich ihr eine Email. Und bekam keine Antwort. Dabei bin ich eines Feierabends extra in die Agneskirche gefahren, um dort ein paar Fotos zu machen und ihr zu schicken. Denn auf der Lesung meinte Lily Brett auf die Frage, welcher Ort ihr in Köln am besten gefalle: die Agneskirche (und an der fahre ich nun mal jeden Tag vorbei). Enttäuscht ließ ich den Gedanken, die Autorin hier vorzustellen, fallen. Ich schätze, meine Email wurde nie an Lily Brett weitergeleitet (ich hatte im Netz nur einen Kontakt zu ihrer Literatur-Agentin gefunden…).
New York, New York
Als wir im Sommer noch einmal in New York waren und in dem großartigen jüdischen Delikatessenladen „Russ and Daughters“ einkauften, im East Village, in dem auch Lily Brett wohnt, hoffte ich natürlich (total abstrus!), ihr zu begegnen. Immerhin erzählt sie in „Immer noch New York“ von ihren täglichen Spaziergängen durch das Village. Ich habe sie natürlich nicht getroffen. Aber zumindest kam der Gedanke wieder, dass ich mich weiter mit dieser Autorin beschäftigen muss.
Zurück in Köln nahm ich also noch einmal meinen letzte Ehrgeiz zusammen und schrieb sie diesmal persönlich über Facebook an (sie ist recht aktiv auf Facebook und ich lese ihre spannenden Alltagskommentare sehr gerne).
Nachricht von Lily Brett
Und siehe da!! Ich hatte nicht mit einer Antwort gerechnet, aber zwei Tage später blinkte es rot in meinem Facebook-Messanger. Der wies mich darauf hin, dass ich eine Nachricht von Lily Brett hatte! Oh Mann, war ich aufgeregt! Auch wenn ich leider keine Antwort auf meine viele Fragen erhielt, freute ich mich doch sehr über diese kurze persönliche Nachricht: Lily Brett hat sich für die Fotos bedankt und gemeint, dass sie leider gerade keine Zeit habe, meine Fragen zu beantworten. Und überhaupt, seien sie sehr schwer zu beantworten (was mich natürlich unlogischerweise freut, habe ich mich doch sehr bemüht, keine Nullachtfünfzehn-Fragen zu stellen). Und schließlich hat sie auf meine Frage nach ihrem Lieblingsrezept doch etwas preisgegeben: „When I cook, I rarely use a recipe. I gauge the quantities of the different ingredients I need as I cook. I also tend to do this visually instead of using a weighing scale. Hope that helps.“
Soviel zur Vorgeschichte. Im nächsten Beitrag stelle ich euch dann ihren Roman „Chuzpe“ vor und dazu gibt es natürlich auch ein Rezept für Fleischkolpse. 😉
Heute mit literarischen statt kulinarischen Grüßen
Eure Julia
6 Kommentare
Andrea
29. März 2016 um 15:08Das Buch Chuzpe ist wirklich sehr anrührend. Auf der Grundlage des Filmes spielt in Berlin der Film „Chuzpe – Klops braucht der Mensch“, eine angenehme Adaption mit Dieter Hallervorden.
Aber ich bin jetzt neugierig geworden und muss mir „Immer noch New York“ besorgen.
Liebe Grüße
Andrea
Julia
4. April 2016 um 14:47Den Film fand ich ehrlich gesagt nicht so gut, weiß auch nicht warum. Vielleicht weil ich mir die Personen, wie Brett sie beschreibt, ganz anderes vorgestellt habe. Ruth eher so wie Lily Brett selbst und Hallervorden eher wie ihren Vater. Sie postet recht häufig Fotos von ihm auf Facebook, das hatte ich beim Lesen im Kopf.
Ich lese gerade „Lola Bensky“. Auch toll!
Liebe Grüße
Julia
Maria Schamberger
13. Juni 2017 um 19:12Liebe Julia, ich bin auch ein riesiger Lily Brett-Fan und hatte das Glück, sie in Wien im Theater in der Josefstadt 2010 bei einer Lesung zu erleben. Ihr Buch Lola Bensky hab ich von ihr signieren lassen, sie ist so eine tolle Schriftstellerin! Danke für den facebook Hinweis. Sie ist ja in Melbourne aufgewachsen und ich habe gerade auf ARTE einen äußerst interessanten und berührenden, aber auch stellenweise amüsanten Report eines ebenfalls in Melbourne groß gewordenen Filmemachers über seine jüdische Familie, insbesonders den Vater, der jüdische Kinder gerettet hatte während der deutschen Besatzung in Frankreich
Liebe Grüße von einem Lily Brett Fan aus Österreich, Maria
Julia
19. Juni 2017 um 13:42Liebe Maria,
vielen Dank für deinen Hinweis und herzliche Grüße ins schöne Österreich!
Liebe Grüße Julia
Barbara
31. Januar 2019 um 11:01Hallo Julia,
ich lese Lily Brett sei Jahren und habe mir vor einigen Tagen ein Hardback-Buch second hand erstanden, das ich noch nicht kannte: „Zu sehen“ mit einer Widmung, wie Du es in dem von Dir erstandenen Buch „Chuzpe“ zeigst:
For Julia, with my best wishes, Lily Brett, 1999-so fand ich Deinen interessanten Block (ich bin keine facebookerin). Ich Frage mich jetzt, ob das Buch von Dir ist oder ob eine andere Julia die Vorbesitzerin ist….
Jedenfalls habe ich Dich über Lily Brett kennengelernt!
Liebe Grüße von Barbara
Julia
4. Februar 2019 um 14:29Liebe Barbara,
das ist ja ein lustiger Zufall!
Das Buch muss von jemand anderem sein: Meins steht zum Glück noch hier im Regal und ich würde es niemals verkaufen 🙂
Welches ist denn dein Lieblingsbuch von Lily Brett? Ich habe mittlerweile auch ihre anderen Werke alle gelesen und mag die Kurzgeschichten, die sie zuletzt rausgebracht hat, eigentlich am liebsten.
Liebe Grüße
Julia