Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, ob ich stolz oder enttäuscht sein soll: Ich habe gerade ein Projekt abgeschlossen, für das ich gebrannt habe, ein Projekt, das gescheitert ist. Na ja, vielleicht nicht gescheitert, aber es lief nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Davon möchte ich euch heute erzählen:
Ich bin Street Food-Fan der ersten Stunde: Seit ich vor vielen Jahren den wunderbaren Film „Kiss the Cook“ gesehen habe (absolute Empfehlung für gute Laune!), faszinieren mich Street Food und Foodtrucks. Die Gerichte sind meist unfassbar gut, kreativ, qualitativ hochwertig, oft nachhaltig und kommen aus aller Welt. Geschmacksexplosion passt als Beschreibung meist auch gut.
Faszination Street Food
Mindestens genau so sehr faszinieren mich die Personen, die diese Gerichte zubereiten. Ich kann ihnen beim Kochen zuschauen und mich mit ihnen unterhalten. Die Geschichten, die ich höre finde ich total spannend. Ich bin beeindruckt von dem Mut, der Kreativität, der Leidenschaft dieser Menschen.

Nachdem ich also den Film „Kiss the Cook“ gesehen hatte und wir kurz darauf unsere Flitterwochen im Südwesten der USA verbracht hatten, musste ich natürlich unbedingt dorthin, wo der Film (auch) spielt, zum Kogi-Foodtruck in Los Angeles. Ich musste unbedingt dieses unfassbar geile Zeug von Roy Choi probieren. Sein Foodtruck war Vorbild für den Film und er gilt als Mitbegründer der Foodtruck-Szene (zwei Rezepte, das Carne Asada aus dem Film, und eine irre gute Knoblauch-Pasta von ihm findet ihr zum Nachkochen auf meinem Blog).
Auf dem Rückweg waren wir einige Tage in New York City. Dort habe ich meinen frisch vermählten Ehemann anhand des Kochbuchs „New York Street Food“ von einem Foodtruck zum nächsten gelotst. Wie es der Zufall so wollte, fand ich auf einem Flohmarkt ein Buch: „New York Street Food“. Das habe ich auf dem Rückflug nach Köln quasi komplett durchgelesen. Und war beeindruckt. Die Gerichte hatte ich zum Großteil alle probiert, jetzt kannte ich auch ganz viele Geschichten dazu.

Die Idee: ein Buch über Kölner Foodtrucks
Zurück in Köln recherchierte ich ein bisschen und stellte fest, dass ich nicht die Einzige bin, die von Street Food fasziniert ist. Vincent Schmidt und Till Riekenbrauk hatten 2014 das erste Street Food Festival in Deutschlands organisiert. Und wo? In Köln! Direkt um die Ecke, in meinem Veedel! Krass! Ich war beseelt. Street Food in meiner Heimat. Und das war soooo gut! Wir haben uns mit Freunden verabredet und komplett durch das Festival geschlemmt.
Dann sind fast zehn Jahr vergangen (…Kind und so), bis das Thema Street Food mir wieder in den Sinn kam. Und zwar, als ich eine Ausschreibung las: Die Bundesregierung hatten ein Stipendium ausgeschrieben. Das sollte kreativschaffende Freiberufler während der Corona-Pandemie, bei der viele Aufträge ausblieben, bei einem Projekt unterstützen. Wie wohl jede Journalistin habe auch ich von einem eigenen Buch geträumt. Und ich wusste sofort, worüber ich schreiben wollte: Über Kölner Foodtrucks. Ich wollte nahbare Porträts schreiben. Über Kölner, die ihre Ideen verwirklicht hatten, über leckeres Essen, über Leidenschaft.
Feuer und Flamme für das Projekt Kölner Foodtrucks
Ich hatte Glück, gleich zwei Mal: Ich bekam das Stipendium und stieß auf offene Ohren bei Partnern. Ich war Feuer und Flamme. Ich suchte mir eine Fotografin, mit der ich das Projekt realisieren wollte: Jennifer Rumbach, die ich von meiner Arbeit als Gastrokritikerin für den Kölner Gastroguide Tagnacht kannte, erschien mir perfekt. Mit ihren ausdrucksstarken Porträts Kölner Köchinnen und Köche und ihren appetitanregenden Küchenreportagen war sie die perfekte Partnern für mein Projekt. Mit Hilfe von Vincent Schmidt recherchierte ich nach Kölner Foodtrucks, die für mein Projekt in Frage kamen. Ich führte zahlreiche Interviews, besuchte die Foodtrucks mehrmals vor Ort, probierte ihre Gerichte, sprach mit ihren Gästen.
Zusammen mit Jennys Fotos entstanden atmosphärische Porträts und Reportagen. Geschichten über die Menschen hinter den Foodtrucks, über ihre Träume, ihre Ideen, ihre Ziele, ihre Herausforderungen, ihre Wurzeln, ihre Rezepte.
Kein Buch über Kölner Foodtrucks





Dann die Enttäuschung: Kein Verlag wollte die Geschichten über die Kölner Foodtrucks abdrucken. Ich war enttäuscht, zweifelte an dem Projekt, an meinen Fähigkeiten, dachte an all die Arbeitsstunden, die ich in das Projekt gesteckt hatte. Es war so frustrierend.
Als ich mich von meiner Frustration ein wenig erholt hatte, überlegte ich, wie ich das Projekt trotzdem gut zu Ende bringen könnte. Ich wollte ja, dass die Menschen (ihr!) die Geschichten, die ich aufgespürt hatte, lesen, das sie diese tollen Personen ebenfalls kennen lernen, dass sie Lust auf Street Food bekommen. Das Geld, das ich durch das Stipendium bekommen habe, habe ich dann – neben den unfassbar vielen Arbeitsstunden – in eine Webseite investiert, die ich in Eigenregie aufgebaut habe.
Tadaaaa! Hier ist sie:

Website Kölner Foodtrucks im Porträt: www.koelner-foodtrucks.de.
Wie das Buch, ist sie zum Schmökern gedacht. Die Texte sind länger, als man das heute im Internet gewohnt ist. Aber das haben Geschichten, Reportagen so an sich. Also schnappt euch ein Getränk und macht es euch auf dem Sofa gemütlich, wenn ihr die Geschichten lest. Vielleicht lasst ihr euch anstecken von der Leidenschaft der Personen, von denen ich erzähle und – noch besser – vielleicht habt ihr Lust, sie in Köln zu besuchen.
Alle Foodtrucks gibt es immer noch! Das war übrigens ein Argument, warum die Verlage kein Buch darüber drucken wollten, weil sie Sorge hatten, dass die Foodtrucks aus dem Stadtbild verschwinden. Ist nicht passiert. Dabei geht es mir ohnehin auch viel mehr um die Geschichten, die ich erzählen wollte. Nun ja. Trotzdem freue ich mich natürlich, dass die Foodtrucks alle noch da sind! Vielmehr noch: Einige von ihnen haben mittlerweile ein eigens Ladenlokal eröffnet. Aber lest selbst!
Eure Julia
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