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Interview mit Luk Thys „New York Street Food“-Fotograf

Interview mit Luk Thys „New York Street Food“-Fotograf

In meiner Rezension zu „New York Street Food“ hat man ja schon gemerkt, dass ich von den Fotos ziemlich begeistert bin. Sie stammen vom belgischen Food-Fotografen Luk Thys. Also hab ich ein bisschen recherchiert und schnell herausgefunden, dass er ziemlich renommiert und erfolgreich ist und war dann noch ein wenig mehr angetan von seiner Arbeit ;-). Spontan hab ich ihm eine E-Mail geschrieben und gefragt, ob er nicht Lust auf ein kleines Interview hat, exklusiv für meine Leserinnen und Leser. Hatte er: 🙂

Löffelgenuss: „Tom schreibt in seiner Einleitung „Um alle Street-Food-Küchen dieser Welt zu besuchen, fliegen Sie einfach direkt nach New York. (…) Das Street-Food-Angebot in New York spiegelt die vielfältigen Essenskulturen der hier lebenden Nationalitäten wider.“ Wie fühlt es sich an, „die ganz Welt“ an einem einzigen Ort zu „schmecken“?“

Luk Thys: „Ich denke, Tom hat recht mit New York. Aber die Wurzeln des Street Food liegen in Asien, wo dieses Essen Teil der Alltagskultur ist. Tom hat ein paar Jahre in Südostasien gelebt, erst in Bangkok, später in Hanoi. Tom kratzt an der Oberfläche, um die Einflüsse der verschiedenen Regionen auf Street Food zu entdecken. Meist sind es kulturelle Einflüsse, aber sich mal Religion oder Migration anzuschauen ist sehr interessant…
New York „ist“ Immigration. Daher gibt es dort Essen aus der ganzen Welt. Man muss nur wissen, wohin man gehen muss, um die richtigen Läden zu finden. Während unseres Aufenthalts haben wir uns viel mit Leuten unterhalten, Fragen gestellt, so sind wir schnell mit den richtigen Menschen ins Gespräch gekommen. Essen ist ein tolles Thema, um Kontakte zu knüpfen.“

Löffelgenuss: „Und wie haben die Verkäufer reagiert, als ihr sie und ihre Gerichte fotografiert habt?“

Luk Thys: „Sie waren immer sehr nett zu uns. Tom und ich versuchen, ihnen mit sehr viel Respekt zu begegnen, das hilft. Wir nehmen immer ein paar der Bücher mit, die wir schon veröffentlicht haben, und zeigen ihnen, was genau wir machen. Tom ist zwar groß, aber sehr nett und warmherzig ;-).“

Im Buch beschreibt Jaqueline Goossens diese Szene so: „Tom begrüßte den Verkäufer mit einem verschmitzten Lächeln, mit dem er in nächster Zeit auf unseren Touren noch viele Street-Food-Verkäufer – Frauen und Männer – zum Schmelzen bringen sollte. Er bestellte einen Snack, probierte ihn andächtig und fragte die Köchin nach der Zubereitungsart. Dann bestellte er ein Getränk mit Milch und Orange. Er schien alle Zeit der Welt zu haben. Er fischte sein Buch Vietnam Street Food aus dem Rucksack und zeigte es der Verkäuferin. Er erklärte ihr, dass er ein ähnliches Buch über Street Food in New York schreiben wolle. Fotografieren war kein Problem. Luk fragte, ob er den einzigen Stuhl am Imbisstand kurz ausleihen dürfe, und arrangierte darauf einige Gerichte. Immer wieder änderte er das ein oder andere an diesem improvisierten Mini-Fotoset. Einige Passanten blieben neugierig stehen, doch davon ließ Luk sich nicht ablenken.“

Löffelgenuss: „Welches der Gerichte in dem Buch magst du am liebsten?“ 

Luk Thys: „Mein Favorit im New York-Buch ist wohl der Ochsenschwanz-Eintopf von Veronica. Sie ist Jamaikanerin und macht so leckeres Comfort Food voller Geschmack (für nur ein paar Dollar)! Sie ist jeden Tag in Downtown Manhattan unterwegs.“ 

Bei meiner Recherche habe ich entdeckt, dass es das Rezept auch online gibt: http://ilikestreetfood.com/2014/01/oxtail-stew/. Also wer direkt mal loslegen will…

Löffelgenuss: „Gibt’s ein Rezept, das es nicht ins Buch geschafft hat?“

Luk Thys: „Ich glaube, wir haben eines der Rezepte von Waffles & Dingers rausgelassen. Belgische Waffeln mit Pulled Pork. Brrr….“ (Anmerkung von Löffelgenuss: „… sagt er als Belgier.“ 😉 )

Löffelgenuss: „Achtung, schwierige Frage 😉 : Was ist dein Geheimnis, dass die Gerichte allesamt so appetitlich aussehen (selbst wenn sie in Plastikschälchen daherkommen!), obwohl du auf der Straße kein Material fürs Foodstyling oder besonderes Fotoequipment zur Verfügung hattest? Welche Tipps kannst du mir als Hobby-Food-Fotografin geben?”

Luk Thys: „Das ist nicht so schwer… ;-). Versuch, das Licht zu „lesen“, ich meine, schau dir genau an, was für Licht du zur Verfügung hast. Versuch das Licht im Rücken zu haben, das bringt mehr Textur in das Gericht, das du fotografierst. Selbst wenn’s regnet, kann ich mit wenig Licht arbeiten. Außerdem fotografiere ich nie mit Stativ. Ich bewege mich gerne um das Motiv herum. Und: ich habe ein kleinen Reflektor (25cm), den ich immer benutze, der hilft bei wenig Licht…“

Löffelgenuss: „Wenn ich mir deine Website www.foodphoto.be so anschaue, habe ich den Eindruck, dass du ein sehr leidenschaftlicher Food-Fotograf bist. Woher kommt diese Leidenschaft?“

Luk Thys: „Ich bin jetzt schon seit über 20 Jahren im Geschäft. Ich liebe meinen Beruf vor allem deswegen, weil ich gerne gutes Essen mit guten Freunden teile. Und ich habe das Glück, dass ich durch meinen Job nette, passionierte Menschen auf der ganzen Welt kennenlerne. Viele von ihnen sind mittlerweile gute Freunde geworden, wie Tom und Jaqueline zum Beispiel ;-).“

Löffelgenuss: „Kochst du selbst auch? Wenn ja: Verrätst du uns dein Lieblingsgericht?“

Luk Thys: “Jaaaa!! Ich liebe es zu kochen. Ich koche jeden Tag zu Hause. Im Studio koche ich nicht, da gibt es Foodstylisten, die sich darum kümmern.“

Löffelgenuss: „Was ist dein nächstes Projekt?“

Luk Thys: „Tom und ich fliegen im Januar nach Bangkok. Dort wollen wir zu den Orten, die wir 2007 für unser erstes Buch über Street Food besucht haben, und eine Art Dokumentation drehen. Wir haben damit in New York angefangen, mit einem kleinen Video über unsere Promotion-Tour und haben uns überlegt, dass wir kleine Dokus machen wollen, die im ähnlichen Stil gehalten sind wie die Bücher.“

Löffelgenuss: „Sehr cool! Und was ist mit Deutschland?“

Luk Thys: „Wir würden sehr gerne ein Buch über Street Food in Berlin machen. Wir lieben diese Stadt und denken, dass wir dort gut arbeiten könnten und ein schönes Produkt hinkriegen würden. Tokyo, Seoul und viele andere Städte und Länder folgen dann hoffentlich in den nächsten Jahren. Auf http://ilikestreetfood.com könnt ihr euch auf dem Laufenden halten.

Also ich werde auf jeden Fall am Ball bleiben und gucken, was da so passiert. Spannend… Ich hoffe, mein kleines, exklusives Interview hat euch gefallen. Mal sehen, ob ich die Tipps von Luk umsetzen kann, ich fotografiere ja zum Beispiel immer mit Stativ… Aber ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. 😉

Eure Julia

2 Kommentare

  • Sabine
    5. Januar 2015 um 12:25

    Schönes Interview – und mal wieder gut zu hören, dass tolle Fotos eher vom Können und einem guten Auge abhängen als von der superduper Fotoausrüstung (wobei ich leider an beiden Punkte … äh, Optimierungspotenzial habe).

    Antworten
    • Julia
      6. Januar 2015 um 12:37

      Danke! 🙂 Seh ich aus so. Bedeutet aber: üben, üben, üben! 😉

      Antworten

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