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Die kap-malaiische Küche

Bo-Kaap

Konnte ich euch mit meinem Bericht über den Kochkurs in Bo-Kaap, den Rezepten für die Samoosas und Chili Bites sowie den Linsen-Bobotie vielleicht schon ein bisschen für die kap-malaiische Küche interessieren? Ich hoffe es, denn ich bin sehr fasziniert von dieser Kochkultur.

Warum ich das bin? Weil ich wieder einmal bemerke, wie sehr Esskultur ein Merkmal kultureller Identifikation ist. Ich habe mich mit diesem Thema damals in meiner Magisterarbeit intensiv beschäftigt und untersucht, wie Afroamerikaner ihre (Ess-)Kultur durch die Zeit der Sklaverei im Soul Food Konzept bewahrt haben. Ähnlich ist es bei der kap-malaiischen Küche:

Die Kap-Region verdankt ihre Entstehung sozusagen dem Essen: Der Grund, warum die Region besiedelt wurde, war, dass die Schiffe auf ihrem Weg entlang der Gewürzroute von Europa nach Asien dort halt machten, und die Besatzung mit Lebensmitteln, Wasser und anderen Dienstleistungen versorgt werden musste. In den 1650ern brachte die „Dutch East India Company“ Sklaven in die Kap-Region, die genau das tun sollten. Sie kamen zunächst vor allem aus Südostasien, aus Indonesien und Malaysia, später auch aus Madagaskar, Ost- und Nordafrika. In den Küchen der frühen Farmer lernten die Sklaven das zu kochen, was die Sklavenhalter wünschten: Speisen aus Holland, Deutschland, Frankreich und Belgien. Aber sie brachten auch ihre eigenen Kochtechniken, Rezepte und Vorlieben für Gewürze mit.

Bo-Kaap

Rund 100 Jahre später, in den 1760ern, wurden im heutigen Bo-Kaap Viertel in Kapstadt Häuser errichtet, die die Sklavenhalter an ihre Sklaven vermietetet und ihnen ein gewisses Maß an Freiheit zugestanden. Die Bewohner des Viertels entwickelten so ihre eigene Kultur, die geprägt war durch ihre Vergangenheit, aber auch durch die neuen Umständet und Begebenheiten vor Ort und durch die vielen Einflüsse ihrer Nachbarn aus anderen Nationen, die sie umgaben.
Etwa zur gleichen Zeit erreichten auch immer mehr politische Dissidenten und muslimische Größen die Kap-Region, die von den Holländern aus Indonesien als „Aufständische“ ins Exil geschickt wurden. Der muslimische Glaube bildete schnell eine gemeinsame Grundlage für das Leben der Bo-Kaap-Bewohner. Die erste muslimische Gemeinde in Südafrika entstand.

Nochmal rund 70 Jahre später, in den 1830ern, wurden die Sklaven vermehrt freigelassen und das Viertel in Bo-Kaap wuchs rasant. Die Kap-Malaien waren durch ihre Religion, den Islam, eng mit einander verbunden und haben es bis heute geschafft, sich ihre Kultur, auch ihre Kochkultur, zu bewahren – selbst gegenüber dem Apartheitsregime. Das ist nirgendwo sichtbarer als in Bo-Kaap und, meine Meinung nach, in ihrer Küche – eben weil sie so ein starkes Merkmal kultureller Identifikation ist.

Über die Jahrhunderte entstand durch Anpassung und Einfallsreichtum, neue Techniken, neue und alte Zutaten eine einzigartige, leckere und unkomplizierte Küche, die kap-malaiische Küche. All den Veränderungen und Widrigkeiten zum Trotz sind kap-malaiische Gerichte auch heute noch in der Region präsent (Samoosas gibt’s zum Beispiel überall) und die Rezepte werden von Generation zu Generation weitergegeben (manchmal auch an Touristen wie mich 😉 ).

Ich habe zum Thema zwei Kochbücher gelesen, die aus der Region stammen („Cass Abrahams cooks Cape Malay. Food from Africa“ und „Bo-Kaap Kitchen. Heritage Recipes and True Stories“). Es war total interessant zu sehen, wie unterschiedlich ein und dasselbe Rezept interpretiert wird, aber auch wie viele Gemeinsamkeiten die Rezepte aufweisen. Genauso wie unsere Linsensuppe ;-). Die sehr persönlichen Geschichten zu den Gerichten zu lesen, fand ich klasse. Sie zeigen, wie unterschiedlich die Kap-Malaien sind, aber wie ihre Kochkultur ihre Gemeinschaft verbindet und ihre Kultur bewahrt.

Bo-Kaap

Ein bisschen lang geworden, der Artikel, dabei gäbe es noch so viel mehr über diese Kochkultur zu berichten. Wenn ihr neugierig geworden seid, empfehle ich euch, eines der oben genannten Kochbücher zu durchstöbern – oder nach Südafrika zu reisen 😉

Viele Grüße
Eure Julia

Inspiration für ein weiteres Rezept

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